Das Elektroauto fasziniert Enthusiast:innen schon seit Jahren. Insbesondere Tesla hat eine wahnsinnig starke Community aufgebaut. Wer einen Tesla fährt, behält dies in der Regel nicht für sich. Das Umfeld, ob Bekannte oder Unbekannte Personen, wird stets mit Begeisterung über neue und bestehende Funktionalitäten aufgeklärt. Ein kurzer Austausch an der Raststätte oder beim Einkaufen, dass gehört beim Kauf eines solchen Automobils dazu.
Auch der BMW i3 zieht die Blicke auf sich. So ein Auto fahren wir nicht wenn wir weite Strecken fahren müssen, oder viele Dinge transportieren. Ein i3 wird sich bei einem Lastentransportunternehmen nicht als die erste Wahl herausstellen. Doch sprechen Sie mal mit eine:r BMW i3 Fahrer:in über das Auto. In der Regel wird Ihnen mit Begeisterung, Freude und Stolz begegnet.
Wer heute ein Elektroauto kauft, tut dies nicht aus Alternativlosigkeit oder wegen höherer Reichweite als bei einem Verbrenner. Auch nicht wegen des günstigeren Anschaffungspreises oder der schnellen Lademöglichkeiten. Nein – wer heute ein Elektroauto kauft, ist nach wie vor ein:e Pionier:in, ein:e Abenteuer:in, ein:e Forscher:in. Sie sind teil eines Pilotprojekts, eines Experiments. Wo funktioniert das Laden schon gut? Welche Strecken durch welche Länder kann ich problemlos fahren? Wie viel Reichweite brauche ich eigentlich wirklich? Wir nehmen in Kauf, dass auch mal etwas schiefgeht. Wir uns einschränken müssen in den Möglichkeiten der Fortbewegung. Mal eine längere Pause mehr machen, als wir eigentlich geplant hätten und aufladen – sowohl das Auto, als auch uns.
Wir sollten aufhören das Elektroauto bei heutigen Stand der Technologie und der Infrastruktur als Ersatz für einen Verbrenner zu sehen. Viel mehr ist es doch eine Alternative. Etwas, dass ich ebenfalls benutzen kann, wenn die Rahmenbedingungen es zulassen. Wenn ein:e Aussenhandelsvertreter:in mit mehreren hundert Kilometer Fahrstrecke am Tag sich heute für ein Elektroauto entscheidet, dann aus purer Überzeugung. Es werden dadurch Einschränkungen im Alltag in Kauf genommen, sehr bewusst sogar. Doch es ist auch ein schönes Gefühl, mit dem Elektroauto bei Kund:innen vorzufahren, einen kurzen Smalltalk darüber zu halten, wie man hergekommen ist und warum man elektrisch unterwegs ist.
Wer heute noch gegen Elektroautos ist und sich informiert hat, aufgeklärt hat, selber mal eines gefahren ist und es für absolut untauglich befunden hat, der hat das gute Recht bei dieser Meinung zu bleiben. Die Rahmenbedingungen erlauben es uns aktuell zu entscheiden, ob wir einen Verbrenner oder ein Elektroauto kaufen. Lasst uns die Verbrenner alle Fahren bis sie auseinanderfallen! Lasst uns weiterhin schöne Klassiker restaurieren und Sonntags damit in der Sonne zu einer Eisdiele fahren. Als Genuss, als Erinerung an eine vergangene Zeit. Aber lasst uns auch im Auge behalten, dass wir keine neuen Verbrenner mehr produzieren müssen. Was da ist, soll gefahren werden, was bereits produziert ist soll verkauft werden, aber der Fokus auf Neuentwicklung sollte ganz klar beim Ausbau der Technologie von Elektroautos liegen.
Nach und nach können wir die Bedenken der Elektroauto-Skeptiker ausklingen lassen. Reichweiten bis zu 1000 km, schnelle Ladeinfrastruktur, tolle Möglichkeiten zum Zeitvertreib während das Auto lädt. Mehr Entschleunigung beim Reisen, weniger Notwendigkeit für berufliches Autofahren. Eine Energiewende, nachhaltiger Strom, idealerweise selber produziert. Ausbau von Lebensräumen und Quartieren, die wir nicht mehr mit dem Auto verlassen müssen, weil alles da ist. Für die Mobilitätswende braucht es Politik, Unternehmen, Kreative, Pioniere und Nachzügler. Jede:r muss gehört werden, jede:r muss seine Bedürfnisse nach Fortbewegung erfüllt kriegen. Das funktioniert am Besten zusammen, gemeinsam in die selbe Richtung fahren (und ab und zu stehen bleiben – zum Aufladen).
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